Neulich entdeckte ich per Zufall ein Tier, vielmehr eine Schnecke, in einer meiner Pflanzen, die ich bis dato noch nie zu Gesicht bekommen katte. Ich war ziemlich überrascht, denn Schnecken mit solch einem Aussehen kannte ich bisher nur aus dem Aquarium. Deshalb habe ich mich entschlossen, nun unter dem Titel „Mein Garten – geheim“ jenen Dingen auf die Spur zu kommen, die man normaler Weise eher übersieht, als dass man sie wirklich wahrnimmt. Begleiten sie mich also auf eine Entdeckungsreise zu den Geheimnissen des Gartens, die ihnen vielleicht auch bisher verborgen geblieben sind.
Was ich in einem meiner Anzuchttöpfe entdeckte, ist eine sog. Schließmundschnecke. Diese sind eine Familie der Landlungenschnecken (Stylommatophora), die man u. a. bei feuchtem Wetter an Baumstämmen, Mauern und Felsen beobachten kann. Vom üblichen Bild der rundlich gewundenen Schneckenschale unterscheiden sie sich durch ihr turmartig hoch gewundenes spindelförmiges Gehäuse, das meist 10 Windungen oder mehr aufweist.
Dennoch sind die meisten Schließmundschnecken kleiner als 20 mm, nur die größte einheimische Schließmundschneckenart, Macrogastra ventricosa, die bauchige Schließmundschnecke, erreicht etwa 19 mm Gehäusehöhe. Im Gegensatz dazu ist Clausilia rugosa parvula, ihrem Namen gerecht, die kleinste einheimische Schließmundschnecke und erreicht nur 9,5 mm Gehäusehöhe. Neben ihrer charakteristischen Schalenform unterscheiden sich die einheimischen Schließmundschneckenarten von den meisten übrigen Schnecken außerdem dadurch, dass ihr Gehäuse links anstatt rechts herum gewunden ist.
Die Gemeine Schließmundschnecke (Balea biplicata) lebt bevorzugt an schattigen, eher feuchten Standorten in Wäldern in der Laubschicht und im Totholz, in Beständen von krautigen Pflanzen (z. B. in Brennnesselbeständen) oder zwischen Felsen, alten Mauern und auch in der Krautschicht an Fließgewässern. Sie lebt am Boden, seltener steigt sie auch an Bäumen empor. Auch in Kulturarealen ist sie oft in größerer Anzahl zu finden. Seltener kommt sie an xerothermen Standorten vor. Dort finden sich gelegentlich auch zwergwüchsige Formen. Sie bevorzugt Biotope mit kalkhaltigem Boden.
Die Tiere ernähren sich von welken oder faulenden Pflanzenteilen. Frische Pflanzenteile werden weniger gerne gefressen, mit Ausnahme von Kohldistel (Cirsium oleraceum). Außerdem werden Algen- und Bakterienrasen abgeweidet sowie Pilze (auch Großpilze) angefressen.
Somit kann ich mich beruhigt zurück lehnen, denn Gefahr ist von dieser Schneckenart in meinem Garten sicher nicht zu erwarten. Und schon kurze Zeit, nachdem ich die Photos unten schossen hatte, war mein Exemplar wieder in den Weiten des Bodens verschwunden. Schön, Dich einmal gesehen zu haben!
Bildquellen
- Geheimer Garten_320: Bildrechte beim Autor