Kultplätze
Berühmte und vielbesuchte Orte, wie Stonehenge, die Pyramiden, der Dom von Chartres, und etwa in unserem Land die Basilika von Mariazell oder der Gurker Dom, aber auch das nächste Marterl um die Ecke, haben eine spirituelle Verbindung und befinden sich nicht nur zufällig an den Orten, an denen wir sie heute finden. Bei ihrer Standortwahl, Orientierung und Gestaltung wurden spezifische energetische Feldstrukturen berücksichtigt[i]. Auch sind es nicht nur historische, sondern mystische Gründe, die uns zu einem Besuch dieser Orte drängen. Wir leben hier in unserer westlichen Welt in einer von Marktwirtschaft und Konsum diktierten Wohlstandsgesellschaft. Die Götter sind anderer Natur geworden, haben andere Namen und Beziehungen erhalten und manchmal stellt sich die Frage – was sollen die alten Kultplätze, wozu dienten sie bzw. welche Funktion können sie heute noch erfüllen? Was motiviert zunehmend immer mehr junge Menschen, in unserer so abgeklärt erscheinenden Zeit, sich auf Pilgerschaft zu begeben, Wallfahrten zu unternehmen und oft jahrtausende alte Plätze aufzusuchen?
Wenn die Menschen der vergangenen Generationen zwischen heilig und profan unterschieden, so meinten sie nicht, daß das Profane[1] gottlos und böse sei. Allgemein wird das Fanum als das Heilige oder das Kraftgeladene, das Profane als das, was außerhalb des Heiligen liegt, verstanden. Wendet man dies nun auf Plätze und Orte an, so bedeutet dies, dass ein Platz heilig ist oder als heilig empfunden wird, ein anderer diese besondere Qualität jedoch nicht aufweist.
Was ist Kult, was ist ein Kultplatz?
Kult
- von lat. cultus, was soviel wie Pflege, Bildung, oder Verehrung (einer Gottheit), allgemein versteht man darunter die übertriebene Verehrung einer Person oder Sache. Religionswissenschaftlich und theologisch versteht man unter Kultus den Versuch, , durch gewachsene Überlieferung oder Festsetzung rituell geregeltes Handeln, sich in Gemeinschaft, das Heilige und das Heil an heiligen Orten und zu heiligen Zeiten anzueignen.[ii]
Kultplatz
- Ort der kultischen Begegnung mit dem Heiligen, Wohnsitz oder Offenbarungsort übermenschlicher Wesen oder Götter.[iii]
Die Menschen suchten solche Stätten, an denen sie Kraft oder das Heilige erfahren konnten. Ursprünglich waren es nicht Tempel oder Kirchen, wo man besondere Erfahrungen machen konnte, sondern Plätze in der Natur[2]. Hier spiegelt sich die Sehnsucht nach dem verlorenem Paradies wieder. Heute noch zeugen viele prähistorische Fundstätten von solchen Kultstätten auch in der Steinzeitkultur → Büffelschädelkreise etc. Den heiligen Felsen in Jerusalem beispielsweise nehmen der Islam und die Juden zugleich in Anspruch. Beide Religionen führen ihren Ursprung auf den uralten mythischen Abraham zurück[3]. Ein ganz privater Kultplatz ist das Familiengrab. Bei der Weihnachtsfeier, wenn die Familie um den Christbaum steht, geschieht Kult. Die Menschen werden vom Geheimnis des Mystischen[4] berührt. Die Bedeutung des sittlichen Wertes hat heilig erst später bekommen, indem man sich reinigen, heiligen (→ Heil werden) muss, bevor man sich einem heiligen Platz, dem Fanum nähert.
Wird fortgesetzt …
[1] Der Fels wurde als Stätte des Abrahamopfers verehrt und gehörte bereits zum Bezirk des ersten jüdischen Tempelbaues unter Salomo im 10 Jh. v. Chr. Von den Moslimen wurde der Felsen mit der visionären Himmelfahrt Mohammeds verbunden und sie errichteten darüber den noch heute sich dort befindenden Felsendom.
[2] zu lat. mysticus, geheimnissvoll, schwer fixierbares Phänomen, das in unterschiedlicher kultureller Ausprägung allen Religionen gemeinsam ist.
[3] vgl. heutige Naturreligionen ® Beispiel: Inuit, bzw. vgl. auch Orte und Sinn eines Wallfahrtsortes in dieser Publikation.
[4] weltlich, unkirchlich, ungeweiht, vgl. im Gegensatz dazu Fanum
[i] Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, F. A. Brockhaus, Mannheim, 1990
[ii] ebenda
Verwendete Literatur:
[i] Purner, Jörg, Radiästhesie – Ein Weg zum Licht?, Mit der Wünschelrute auf der Suche nach dem Geheimnis der Kultstätten, 2. Auflage, Edition Astrodata, 1993
Bildquellen
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