Allgemeine Information
Die Ufer des Wiener Donaukanals im Bereich zwischen Franzensbrücke im Norden und Rotundenbrücke im Süden wurden im Zuge der Donauregulierung um 1873 mittels Dammaufschüttungen gesichert. Damit einhergehend war die „kleine Donau“, welche immer wieder für verheerende Hochwässer sorgte, in diesem Bereich gebannt. Andererseits war der Zugang zum Wasser nun erschwert und der Zusammenhang vom Wasser und seiner umgebenden bzw. begleitenden Landschaft nicht mehr gegeben.
Über viele Jahre sorgten kleine Rollfähren zwischen den Brücken für eine Verbindung zwischen Wohn- und Arbeitsviertel. Nach dem zweiten Weltkrieg verschwanden diese sukzessive und durch den Ausbau der Donaukanalbegleitstraße B227 auf beiden Seiten wurde der Zugang zu den Ufern für Fußgänger deutlich erschwert.
Die Ufer erhielten in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts zum Teil eine gärtnerische Gestaltung im Stil der Zeit. Treppelwege mit Schieferplattenmauern und Rosenbeeten, von denen rudimentäre Reste noch zu erkennen sind. Rechtsseitig im Bereich der Weißgerberlände wurden die Uferanlagen zur Hebung der Wasserqualität in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts neu gestaltet.
Dem schon lang bestehenden Wunsch der Bevölkerung nach einem Steg im Bereich Hetzgasse/Hundertwasserhaus, wo sich früher eben eine Rollfähre befand, wurde aus verschiedenen Gründen bis dato nicht entsprochen. Dieser Idee eines Steges soll mit dem vorliegenden Projekt ein neuer Impuls gegeben werden.
Die Vienna FlowerBridge
Im Zentrum dieser Neugestaltung steht die Errichtung einer „Flower bridge“im Bereich Josef-Gall-Gasse (Bezirk Leopoldstadt) – Custozzagasse (Bezirk Landstraße). Der Steg ist als Kunstwerk und eigenes Objekt zu betrachten und steht deshalb nicht mit einer der anschließenden Gassen in direkter Verbindung. Eine schnelle Querung soll damit verhindert werden. Vielmehr bedarf es einer gewissen Annäherung und „hinführenden“ Betrachtung, ehe man sich in und auf das Bauwerk einlässt, welches durch seine reiche Bepflanzung über das Wasser führt. Die Brücke wird seitlich jeweils von Pflanztrögen begleitet, die durch entsprechende Substratbefüllung verschiedenen Rosen Platz bieten sollen. Darin finden sich einerseits verschieden färbige Kletterrosen, die die Pfeiler des Steges erklimmen. Dazwischen sorgen andere Rosenstöcke für ein vielfärbiges, vielblütiges und unterschiedliches Duft- und Farberlebnis. Darüber hinaus umranken Glyzinien, die oben befindlichen Querverstrebungen der Brücke, sie wurzeln in den seitlichen, als auch in den oben angebrachten Pflanztrögen. Dazwischen eingestreute Frühjahrsblüher (Tulipa, Narzissus, etc.) und diverse Stauden bieten ein je nach Jahreszeit unterschiedliches Blütenbild.
Die „Flowerbridge“ soll durch entsprechendes floristisches Management zu fast jeder Jahreszeit ihrem Namen gerecht werden. Dadurch entwickelt sie sich zu einem Puplikumsmagnet.
Durch Neugestaltung des nördlichen Uferbereiches soll der Zugang zum Wasser auf der Leopoldstädter Seite geöffnet und die Ufer hier durch Einbauten wie etwa den „Thymian-Brunnen“ und den „Selleny Pavillon“ eine Aufwertung erfahren.
Thymian Brunnen
Etwas unterhalb der Danube International School bietet ein niveauversetztes Rondeau eine Möglichkeit der hektischen Stadt für einige Momente den Rücken zu kehren. Das Rondeau ist mit einer Trockensteinmauer aus Schiefer umsäumt. Es beinhaltet einen Brunnen und eine integrierte Steinbank, die mit Thymian bewachsen ist und als Sitzgelegenheit benützt werden kann. Durch die topographische Ausrichtung bietet sich die Möglichkeit eines Sonnenbades. Die Steine in Verbindung mit dem Brunnen und der Thymianbank und Ausblick auf das ruhig dahinfließende Wasser bieten einen Ort der Meditation und Betrachtung inmitten der umgebenden geschäftigen Stadtwelt.
[flagallery gid=8]
Selleny-Pavillion und Wasserweg
Der Selleny-Pavillon ( Josef Selleny [1824-1857], österr. Landschaftsmaler und Gartenarchitekt) ist ein neu zu errichtender größerer Pavillon auf Höhe der Sellenygasse, wo der Treppelweg in den linksseitigen Wasserweg mündet. Hier endet oder beginnt der Treppelweg, der auf halber Uferhöhe in südlicher Richtung bis zur Lukschgasse am Ufer entlangführt.
Schautafeln im Pavillon bringen den Schöpfer des Wiener Stadtparks wieder in Erinnerung.
Um den Zugang zum Wasser wieder zu ermöglichen, wird der bereits bestehende zwischen Verbindungsbahnbrücke und etwa Schüttelstrasse 19 befindliche wassernahe Weg in südlicher Richtung bis auf Höhe der Sellenygasse verlängert. Die steilen Ufer werden hierbei durch Zyklopenmauern abgefangen. Die südwestliche Ausrichtung dieser Trockensteinmauern bietet nunmehr verschiedenen Pflanzen und Tieren eine neue Heimstätte. Hier ist eine (Wieder-)Ansiedlung entsprechender Arten angedacht, bis hin zu Überwinterungsmöglichkeiten für bedrohte Fledermausarten bei der Flowerbridge. Die Baumreihen in unmittelbarer Ufernähe werden im Bereich der drei geplanten Sitzgelegenheiten, des Thymianbrunnens und im Bereich der Flowerbridge entsprechend gelichtet, um die Sicht auf Wasser, Brücke und gegenüberliegendes Ufer zu gewährleisten.
[flagallery gid=9]
Dieses Projekt nimmt am Chelsea Fringe Festival 2014 teil.
Bildquellen
- VFB_Plan_(1280_x_1024): Christian Patzl
- vfb_3: Christian Patzl
- VThym: Christian Patzl
- SelPav2: Christian Patzl