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Alter Apfelbaum (Adersleber Kalvill) nach dem Rückschnitt.

Wer einen Garten mit alten Baumbestand sein Eigen nennen darf, ist ein Glückspilz. Allerdings geben ältere Holzgenossen auch so manche Nuss zum Knacken auf. Um „alte pflanzliche Leute“ im Garten muss man sich kümmern und sie auch stetes im Auge behalten. Wie bei 2uns Menschen, so zeigt sich auch bei älteren Pflanzen eine gewisse Abnützungserscheinung und eine vermehrte Anfälligkeit für Krankheiten, Pilze und Parasiten.

Gartenbesitzer, die glauben modern und forsch an die Sache herangehen zu müssen, greifen hier schon schnell zum Fichtenmoped und weg ist die kranke Kreatur. Danach geht‘s auf ins nächste Gartencenter und schon bald ist ein neuer Baum gepflanzt. Oder – man lässt einfach machen, wenn gröbere Arbeiten im Garten nicht so wirklich das Eigene sind bzw. Geld nicht so eine große Rolle spielt.

Nun – immer ist es nicht so einfach, z. B. wenn die Kommune dann entsprechende Ersatzpflanzungen vorschreibt, denn das kann dann bei einem alten Apfelbaum schon mal drei bis fünf neue bedeuten. Da fragt sich dann schnell, wo die denn bitte alle hin sollen.

Oder, wenn man so wie wir, unsere Bäume irgendwie liebgewonnen hat und sich nicht so einfach mir nichts dir nichts von ihnen trennen möchte, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Ich denke, auch Bäume haben ein Recht darauf, in Würde alt zu werden. Warum sollte man sie dann, wenn nicht wirklich Gefahr in Verzug ist, sofort entfernen? Ein junger Baum braucht Jahrzehnte, bis es wieder so eine stattliche Größe und Form erreicht hat.

Und dann kommt auch noch die Frage nach der Sorte. Hier finden sich oft alte Sorten, die über Generationen an den Standort angepasst wurden und so für reiche Erträge stehen. Sie haben einen eigenen, typischen Geschmack, der von modernen Sorten nur selten erzielt werden kann.

Manchmal ist es gut, den alten Hölzern noch eine oder mehrere Chancen zu geben. Oft ist es erstaunlich, welche Wuchskraft noch in ihnen steckt und wie sich selbst bis nahe an den Stamm zurückgeschnittene Bäume wieder bzw. nochmals entwickeln. Vielleicht sind diese Zeilen ein Anstoß, einmal auch über die „Wegwerfpraxis“ im Garten nachzudenken. Pflanzen sind Lebewesen und haben ebenso mit Respekt behandelt zu werden – erst dann ist es echte Gartenkultur!

Bildquellen

  • 20141019_141410_(1024_x_768): Christian Patzl