Wie aus den vorherigen Postings der Reihe „Kultplätze“ schon zu entnehmen ist, so haben sich im Laufe der Zeit eine Reihe von Theorien entwickelt, mit deren Hilfe man nicht nur die Wahl bestimmter Standorte für Kirchen und Kapellen zu erklären versucht, sondern auch deren Orientierung und bauliche Anlage. Oft spielen dabei jene Erklärungsversuche eine wesentliche Rolle, die sich astronomischer Argumente und Begründungen bedienen. So verdichten sich die Hinweise auf eine Lagebeziehung zwischen heiligen Stätten und den jahreszeitlich bedingten Sonnenaufgangspunkten, wie zum Beispiel zu Frühlingsanfang, an besonderen Festtagen oder am Tag des Kirchenpatrons. Auch Mond und Sterne werden mit Standortwahl und Ausrichtung von Sakralbauten in Zusammenhang gebracht. Aus dieser Annäherung begannen auch manche Menschen die Sache mathematisch nachzuvollziehen. Dadurch ist es auch möglich, verschiedenste Kultbauten – von prähistorischen Steinanlagen über Pyramiden bis zu Kirchen und Kapellen – als Kalender, Stern- und Sonnenwarten zu begründen. In den letzten Jahren sind auch auf wissenschaftlichem Gebiet einige Arbeiten zu diesem Thema entstanden.[i]
Neben derartigen Begründungen der Standorte heiliger Stätten gibt es aber auch zahlreiche historische und kulturhistorische Quellen aus denen hervorgeht, dass die Anlage eines Sakralbaues an besonderen Vorkommnissen und Erscheinungen begründet ist, welche an ganz bestimmten Orten aufgetreten und von geheimnisvollen ortsgebundenen Kräften abhängig sein sollen. Wesentliche Hinweise dazu sind bereits im Alten Testament enthalten, wonach der Anlass zur Errichtung einer Opferstätte vor allem in verschiedenen göttlichen Zeichen und Offenbarungen zu suchen ist, die den Menschen an solchen Orten zuteil wurden oder sie zu solchen Orten führten. Lesen Sie weiter